Für eine Nominierung als UNESCO-Welterbestätte ist die Erfüllung bestimmter Kriterien Voraussetzung. Neben der „Authentizität”, also der historischen Echtheit, muss das Kriterium der „Integrität” erfüllt werden: Die potentielle Welterbestätte muss unversehrt erhalten sein.
Außerdem ist die Einzigartigkeit der Stätte zu belegen, der „außergewöhnliche, universelle Wert” oder outstanding universal value, kurz OUV. Mindestens eines von insgesamt zehn festgelegten Kriterien zur Beurteilung des OUV muss für die Stätte nachgewiesen werden, vgl. Konvention.
"Zeugnis einer Kultur und Erbe von besonderer menschheitsgeschichtlicher Bedeutung"
Bereits zur Nominierung für die nationale Vorschlagliste, die tentative list, ist der Nachweis dieser Kriterien zu erbringen. Das Schweriner Residenzensemble erfüllt zwei der Kriterien zur Beschreibung der potentiellen Welterbestätte:
Kriterium (iii) – ein einzigartiges oder zumindest außergewöhnliches Zeugnis von einer kulturellen Tradition oder einer bestehenden oder untergegangenen Kultur
Das in einzigartiger Weise geschlossen erhalten gebliebene Residenzensemble Schwerin ist ein Zeugnis monarchischer Tradition und Symbolik der Dynastie des Hauses Mecklenburg-Schwerin ab dem frühen 18. Jahrhundert bis zum Ende der Monarchie 1918. Die Dynastie leitete ihren Herrschaftsanspruch von den slawischen Obotritenfürsten ab und hatte ihren Herrschaftssitz stets vor Ort beibehalten. Der Ausbau des Residenzensembles Schwerin ab dem 18. Jahrhundert, aber vor allem im 19. Jahrhundert beinhaltete immer wieder zahlreiche Verweise auf die eigene Geschichte. Dieser Anspruch auf Legitimation wie auch die Herrschaft selbst lassen sich so in eindrucksvoller Weise an der einzigartig erhalten gebliebenen architektonischen Gestaltung des Ensembles sowie seiner Ausstattung, Heraldik und Emblematik ablesen. Beispiele dafür sind das Thronappartement, die Nutzung des Johann-Albrecht-Stils, Monogramme, Wappen, sakrale Grablegen sowie die monumentale Niklot-Statue.
Kriterium (iv) – ein hervorragendes Beispiel eines Typus von Gebäuden, architektonischen oder technologischen Ensembles oder Landschaften, die einen oder mehrere bedeutsame Abschnitte der Menschheitsgeschichte versinnbildlichen
Das außergewöhnlich umfassend erhalten gebliebene Residenzensemble Schwerin wird in herausragender Weise durch untereinander verbundene architektonische Monumente geprägt. Es bildet in seiner städtebaulichen Struktur ein Musterbeispiel für eine deutsche Residenz mit Planungsbeginn im frühen 18. Jahrhundert und einem Schwerpunkt im 19. Jahrhundert. Das Residenzensemble stellt ein komplexes architektonisches Ensemble dar, welches monarchische Symbolik, religiöse Legitimierung, Staatsverwaltung, militärische Funktionen und höfische Infrastruktur repräsentiert.
Das Residenzschloss wiederum stellt einen Höhepunkt der europäischen Schlossbaukunst des Historismus des 19. Jahrhunderts dar. Die Gebäude um den Alten Garten und vor allen Dingen das Residenzschloss selbst sind in einzigartiger Weise mit der Topografie am Schweriner See inszeniert.
Das Ensemble ist durch eine kontinuierliche Entwicklung der unterschiedlichen Baustile geprägt vom Barock bis zur frühen Moderne.
Mit dem Zusammenspiel von Funktion und Repräsentation ist das Residenzensemble Schwerin ein herausragendes Beispiel eines baulich und funktionell hochdifferenzierten und umfassend erhaltenen Residenzensembles des 18. und 19. Jahrhunderts.